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Comics!

Clemens Haipl zeichnet Worte—heute: Übersiedlung

90 Kartons, 3 LKWs, Belastung wie bei einer Trennung und die Frage, warum man eigentlich zwei ferngesteuerte Panzer herumstehen hat.

Seit Wochen vermelde ich „Eh, gut. Aber völlig fertig. Bin am Übersiedeln“, so ich gefragt werde, wie es mir denn geht. Ich weiß nicht, warum das so lange dauert. Meine letzte Übersiedelung liegt 15 Jahre zurück und damals kam ich mit einer kleinen Kommode und dem Geschirrset für Anfänger vom Ikea aus. Irgendwie habe ich in der Zwischenzeit expandiert. Ok, Frau, Kinder … die sind dazu gekommen.

Aber dass wir in Summe 90 Übersiedlungskartons und 3 LKWs bemühen mussten, hat mich dann doch überrascht. Angeblich ist eine Übersiedlung so belastend wie eine Trennung vom Partner. Okay, so schlimme finde ich es jetzt nicht. Aber einfach mal Freund mit Kombi um Hilfe bitten, 2 bis 3 Mal hin und herfahren ist es auch nicht mehr. Das ganze Klumpert einpacken geht ja noch.

Da findet man viele Dinge, die einem zu Recht jahrelang nicht abgegangen sind und kann sie entsorgen. (Keine Ahnung wieso ich einen Basballhandschuh besitze. Oder zwei ferngesteuerte Panzer.) Die Schlepperei lagert man an eine Spedition aus. Neue Möbel werden vom Schweden geliefert. Alles recht einfach so weit. Aber dann! Finden Sie einmal das Ladekabel vom Telefon in 90 Kisten, die nur mit Kürzel wie „AZ, WZ, KZ, etc …“ beschriftet sind.

Das demütigende Bitten um Hilfe beim Ikea. Teelichter kann ich alleine einkaufen. Bei Kästen in der Dimension der Umkleidekabinen vom Gänsehäufl muss ich einen Mitarbeiter fragen. Finden Sie mal einen. Und finden Sie vor allem einen, der nicht beschäftigt ist. „Was? SO viele Regalböden brauchen Sie? Glaube ich nicht.“ Glaube ich schon, schleppe sie nach Hause und komme nach einer Woche wieder. “Ich möchte diese 27 Regale zurückgeben. Sind zu viele.” Haha, da lacht der Mann im nordischen Sold. Hat er eh schon vorher gewusst. Ok, nehm ich halt Schranktüren mit. Neun, bitte. „Soll ich sie einpacken oder wollen Sie´s gleich umtauschen?“ Halt's Maul, oder ich hau dir in die Fleischbällchen. So, dann habe ich seit 10 Tagen nichts anderes getan, als zu bohren, schrauben, tragen, schleppen, schleifen, schwitzen, fluchen … und gearbeitet habe ich auch noch dazwischen. Weil ich Jahrhundertgenie kein Planungsgenie bin und die Veröffentlichung von zwei Büchern, einer CD, eine Ausstellung, und Kleinigkeiten wie ein Drehbuch in den Zeitraum meiner Übersiedelung gelegt habe. Dass ich jetzt übersiedle, habe ich noch nicht gewusst, als die Releases ausgemacht wurden. Blöd ist es trotzdem.

Ich habe jetzt solche Schwielen auf meinen Händen, dass das iPhone meinen Fingerabdruck nicht mehr erkennt. Jetzt kann ich nicht mal mehr um Hilfe rufen. Hilfe.