Eine junge Frau geht auf Erkundungstour im verlassenen "Taman Festival"-Freizeitpark auf Bali
Alle Fotos: bereitgestellt von der Autorin
Menschen

Fotos: Unterwegs in einem verlassenen Freizeitpark auf Bali

Die Krokodilgrube wirkt wie ein ungepflegtes Fussballfeld, die meisten Gebäude sehen aus, als hätten sie den Weltuntergang überstanden.

"Hast du schon mal einen Geist gesehen?", frage ich den Pförtner. "Jeden Tag", antwortet er lässig. Er zeigt auf die Bank, auf der er sitzt. "Manchmal sitzt das Geisterkind sogar bei mir." 

Wenn Disneyland und Stranger Things ein Kind bekommen hätten, wäre das Ergebnis das "Taman Festival" - ein verlassener balinesischer Freizeitpark, der seit dem Jahr 2000 geschlossen ist. Mit einem künstlichen Vulkan und einer Grube voller Krokodile hat der Park um die 100 Millionen Dollar gekostet. Die Erwartungen waren dementsprechend hoch: Taman Festival sollte den balinesischen Tourismus revolutionieren.

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Beton und Dschungel vermischen sich im Taman Festival

Eine Mischung aus Beton und Dschungel

Traurigerweise tat es das nicht. Heute halten Ranken die auseinanderfallenden Gebäude im Würgegriff. Die Krokodilgrube hat kein Wasser mehr und die Hochzeitskapelle ist mit Graffiti übersät. 

Ich will herausfinden, was mit diesem gescheiterten Riesenprojekt passiert ist und frage deshalb einen balinesischen Freund, ob er mir die Geschichte des Parks erzählen kann. Er will hier im Artikel nicht genannt werden, aber da er früher als Tourguide gearbeitet hat, kennt er jeden Teil der Insel. Er erklärt mir den Weg zum Freizeitpark – und betont, dass ich vor Einbruch der Dunkelheit wieder zu Hause sein sollte. "Die Atmosphäre wird nach Sonnenuntergang sehr unheimlich."

Der Freizeitpark befindet sich an der Ostküste Balis, am Strand Padang Galak in Sanur. Wir kommen nassgeschwitzt dort an. Der Pförtner des Parks heißt uns mit ausgestreckter Hand willkommen. Ohne weitere Fragen zu stellen, geben wir ihm das Eintrittsgeld, umgerechnet weniger als zwei Euro. Er erzählt uns, dass manche Besucher versuchten, ihn zu umgehen, aber er kenne alle geheimen Ecken des Parks und erwische jeden. 

Die Hochzeitskapelle ist mit Graffitis bemalt

Das Erste, was uns auffällt, ist die Größe des Parks. Er ist riesig, aber alles ist durch und durch kaputt. Glasscherben zieren den Boden und Mücken flirren durch die Luft. Die Sonne scheint durch eingefallene Dächer und das Geräusch von Wellen gibt dem Ganzen eine fast behäbige Kulisse.  

Ein Brunnen ohne Wasser, der von Pflanzen bewuchert wird

Taman Festival öffnete seine Türen im Oktober 1997. Zu der Zeit war der Freizeitpark wunderschön und mit modernster Technologie ausgestattet. Der Zeitpunkt der Eröffnung war das Problem. 

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Nur einige Monate zuvor, im Juli, hatte die thailändische Regierung versehentlich ihre nationale Währung einkrachen lassen, was zu einer Kettenreaktion in ganz Südostasien führte. Die folgende Finanzkrise beeinflusste auch die indonesische Währung Rupiah. Zur selben Zeit gab es politische Unruhen, Touristen blieben deshalb fern.

Graffitimalerei in Yogapose

Dementsprechend konnte der Park seine anvisierten 1.200 Besucher pro Tag nicht erreichen. Die tatsächlichen Zahlen lagen nur bei 200 Besuchern pro Wochenende. Für ungefähr sechs Monate konnte sich der Freizeitpark damit halten, bis das hochgelobte Laser-Equipment im Wert von fünf Millionen Dollar am Freitag, den 13. März 1998, vom Blitz getroffen wurde. Als die Versicherung nicht zahlen wollte, schlossen die Türen des Freizeitparks im Jahr 2000 für immer.

Ein Tor mit Graffti und Dschungelranken

So steht der Park 20 Jahre leer. Die Krokodilgrube wirkt wie ein ungepflegtes Fussballfeld, eine grüne Oase innerhalb der sie begrenzenden Betonwände. Die meisten Gebäude sind von Dschungelpflanzen umwachsen und sehen aus, als hätten sie den Weltuntergang überstanden.

Lamierte Preisliste für ehemalige Attraktionen

Dennoch hütet seit fünf Jahren ein Pförtner das Gelände, obwohl er nie im Taman Festival angestellt gewesen ist, als es noch geöffnet hatte. "Jeden Tag mache ich von vier bis acht Uhr morgens sauber", erklärt er und zeigt mir die staubige, laminierte Kopie mit den ehemaligen Preisen für Attraktionen. 

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Mein Freund erklärt mir, dass es in der Verantwortung der Dorfbewohner liegt, für Ordnung im Park zu sorgen. Der Pförtner nimmt seine gemeinnützige Arbeit sehr ernst.

Gaben, um die Götter und Toten zu beschwichtigen

Obwohl die meisten Einheimischen Taman Festival fernbleiben, verteilen der Pförtner und einige andere jeden Tag Gaben auf dem Gelände. Diese Gaben, genannt Canang sari, sollen die Götter gütig stimmen und die Toten beschwichtigen. Während der Rest des Parks weiter verfällt, sind die kleinen Schreine gut gepflegt.

Blick ins Grüne aus einer Ruine

Der Pförtner erzählt mir dann sogar gruselige Geschichten von Touristen, deren Kameras mysteriöser Weise aufhörten zu funktionieren, als sie den Park betraten. 

Dann hört er plötzlich auf zu reden. Anscheinend ist er von etwas unterbrochen worden, das ich nicht sehen kann. Nach einem kurzen Moment grinst er, blickt wieder zu mir rüber und sagt: "Sie hat mir gesagt, dass du gut bist." Er gestikuliert zu einem imaginären Geist, mit dem er angeblich gesprochen hat. 

Verwahrloster Betonkörper mit Graffiti

Anscheinend gibt es keine Pläne, die Überreste von Taman Festival in naher Zukunft abzureißen. Mein Freund erklärt mir: "Es ist zu kompliziert und teuer. Die einfachste Lösung ist, alles zu lassen, wie es ist."

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