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Miniaturen

So klein und schon so verstörend – diese Babykopf-Skulpturen haben es in sich

Die Künstlerin Qixuan Lim erschafft Miniaturen, die irritierend und niedlich zugleich sind.
Bilder mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin

Kaum ein anderes Kunstwerk ist zugleich so süß und so grotesk wie die winzigen Babyköpfe der Künstlerin Qixuan Lim . Die hauptberufliche Informationsdesignerin, die in Singapur aufwuchs und inzwischen im niederländischen Eindhoven lebt, erstellt diese und andere Miniaturen in ihrer Freizeit. Neben Köpfen von winzigen schlafenden Babys formt Lim auch kleine Körper, Organe, Tierköpfe, Schweinchen und Arme aus Modelliermasse – die meisten davon sind nicht größer als ein Daumennagel. Das Ergebnis ihrer außergewöhnlichen Kleinstarbeit ist zugleich wunderschön und verstörend.

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Lim, die in der Vergangenheit als Grafikdesignerin arbeitete, sagte gegenüber Creators, dass ihre alltägliche Arbeit sie künstlerisch nicht auslaste. Als Informationsdesignerin ist es ihre Aufgabe, eine Überfülle an Informationen in einfache, klare Ideen und Formen herunterzubrechen. Auf eine gewisse Weise erreicht sie mit ihren komplexen und doch simplen Miniaturen einen ähnlichen Effekt: Sie reißen den Betrachter aus dem unendlichen Strom an Bildern, mit denen er im Internet täglich bombardiert wird.

Ihre ersten Modelle erschuf Lim vor etwa fünf Jahren. Damals arbeitete sie an einer Kunstausstellung und wurde von Pann Lim betreut, einem angesehen Künstler in Singapurs Kreativszene.

„Bis dahin hatte ich noch nie ernsthaft irgendetwas modelliert, aber ich fühlte mich schon immer von morbiden Kuriositäten und Science-Fiction angezogen", erklärt Lim. „Ich glaube, diese persönliche Faszination wurde durch das Bedürfnis befeuert, jemanden, den ich sehr respektierte, zu beeindrucken – so entstanden meine ersten Skulpturen. Ich verliebte mich sofort in das Modellieren und wollte weitermachen."

Lim sieht die kleinen Figuren als Atempause von ihrem Arbeitsalltag. Obwohl sie manchmal auch Aufträge annimmt und hin und wieder an Ausstellungen teilnimmt, erstellt sie die winzigen Skulpturen vor allem aus Spaß. Meistens entstehen ihre Werke spontan und Lim ist der Meinung, dass genau das ihre Verspieltheit ausmacht. Ihre Spezialisierung auf Babyköpfe und andere Körperteile entstand aus ihrer Faszination mit der besonderen Beschaffenheit von Fleisch und Haut. Die Künstlerin sagt, dass sie sich schon immer von Figuren angezogen gefühlt habe, die zugleich ein wenig abstoßend und doch niedlich sind.

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„Ich glaube, ich fühle mich von den Babyköpfen angezogen, weil sie etwas Verletzliches und Zerbrechliches ausstrahlen und gleichzeitig sehr morbide und irritierend aussehen", erklärt Lim. Der Grund, warum ihre Modelle so winzig sind, ist praktischer Natur: Lim hatte von einigen Auftragsarbeiten noch kleine Mengen Ton übrig und wollte diese nicht wegwerfen. „Eigentlich spielte ich nur damit herum und so entstanden kleine Köpfe, die aus Pistazienschalen herausschauten. Meine Freunde waren davon völlig begeistert und ermutigten mich, weiter zu machen."

Ihre winzigen Objekte formt Lim aus Polymer-Modelliermasse in einer Mischung aus beige und rot. Dabei vermischt sie die Farben nie ganz gleichmäßig, sondern legt immer mehr hauchdünne Schichten der Masse übereinander, bis sie die durchscheinende Optik von menschlicher Haut erreicht.

„Der Trick ist, Pulver und nicht Farbe zu benutzen", erklärt Lim. „Ich nutze zum Modellieren Nadeln und Bürsten – denn weiche Werkzeuge sind erstaunlich gut zum Modellieren geeignet – manchmal nehme ich auch eine Lupe zu Hilfe. Normalerweise trockne ich meine Arbeiten im Ofen; im selben Ofen, den ich auch zum Backen benutzen, worauf ich vielleicht nicht stolz sein sollte."

Manchmal lässt Lim ihre Miniaturen aus Eierschalen hervorluken oder versteckt sie in Tablettenpackungen. Oder sie wickelt sie wie kleine Bonbons in Klarsichtfolie ein. Eigentlich wollte Lim dieses Konzept für eine Ausstellung weiter ausarbeiten, hat die Idee aber für den Moment auf Eis gelegt.

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Obwohl die Designschule momentan oberste Priorität für Lim hat, möchte sie in diesem Jahr noch weitere Stücke erstellen und steht momentan für eine Ausstellung im Sommer in Verhandlungen. Die Künstlerin könnte sich auch vorstellen, einen Online-Shop zu eröffnen, da die Nachfrage nach ihren winzigen Skulpturen groß ist, doch sie stellt sich den Online-Verkauf zu stressig vor.

„Im Vergleich zu anderen Künstlern bin ich im Hinblick auf meine Arbeiten recht schüchtern und schreibe Leute oder Galerien nie an, damit sie sich meine Arbeiten ansehen", sagt Lim. „Darum bin ich auch so dankbar für Instagram. Die Plattform ist so sozial und gibt meinen Werken Aufmerksamkeit, die sie sonst nie erhalten würden."

Weitere Arbeiten von Qixuan Lim findet ihr hier.