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US-Bioingenieur will Schulkinder mit Stehtischen zu mehr Konzentration erziehen

Ein texanischer Möbelentwickler will mit Stehpulten den Schulalltag reformieren und Zivilisationskrankheiten wie Bewegungsmangel und Konzentrationsschwierigkeiten entgegenwirken.

Schule bedeutet heute zum Glück nicht mehr Rohrstock und Eckenstehen, wird jedoch trotzdem häufig oft mit Hochleistungslernen, Lehrermangel und Stress in Verbindung gebracht. Auch Zivilisationskrankheiten wie Erschöpfung, Bewegungsmangel, Übergewicht oder Rückenschmerzen sind bereits Grundschülern bekannt. Die Gründe dafür liegen möglicherweise nicht nur in einem veralteten Schulsystem und dem Durchprügeln von Lehrstoff, damit ja der Übertritt zum Gymnasium bzw. das Abitur geschafft wird, sondern auch in den guten alten Holzmöbeln, auf denen die Schüler über Stunden und Jahre hinweg das Stillsitzen zelebrieren dürfen.

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Ein amerikanisches Unternehmen aus dem nicht unbedingt für pädagogische Innovationen bekannten Texas will den Unterricht nun mit neuem Mobiliar nachhaltig aufhübschen. Die Firma Stand2Learn bringt Stehtische für Schüler, Studenten oder andere Menschen auf den Markt, die ihre Tätigkeit vor allem im Sitzen ausüben. Besonders die Schulvariante soll viele positive Veränderungen im pädagogischen Alltag mit sich bringen.

Durch die flexible Haltung im Stehen wird der Blutfluss und somit die Gehirntätigkeit angeregt, was zu einer verbesserten Konzentration führt. Rückenschmerzen, Bewegungsmangel und einer schlechte Haltung wird vorgebeugt. Außerdem verbrennen die Kinder und Jugendlichen im Schnitt 20 Prozent mehr Kalorien als ihre sitzenden Kollegen.

Auf der Firmenseite zitierte Forschungsergebnisse zeigen, dass sich 75 Prozent der Schüler, wenn sie die Wahl haben, für einen Stehtisch entscheiden. Noch nicht überzeugt? Durch den individuellen Stand biete sich wohl letztlich mehr Komfort als ein angestrengtes Sitzen auf unbequemen Holzstühlen.

Freundlicherweise können sich die Schüler trotz Stehtisch auch für eine sitzende Haltung entscheiden, indem sie ihr Hinterteil auf den dazu gereichten Hocker platzieren. Dieser befindet sich, wie ein Barhocker, ebenfalls in einer angenehmen Höhe für das Pult.

Hier sind noch ein paar Extratipps für ein physiologisch sinnvolles Arbeiten am Computer. Dargereicht von Firmengründer Dr. Mark Benden vom Texas A&M Health and Science Center an der School of Rural Public Health höchstpersönlich:

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Die Ward Elementary School in North Carolina geht mit dem Read and Ride-Programm noch einen Schritt weiter gegen die Schreibtisch-Starre und lässt die Kinder auf einer Art Heimtrainer-Ergometer durch die Englischstunde strampeln. Bereits vor vier Jahren wurden die Fahrräder eingeführt und die Ergebnisse sind erstaunlich.

Die Schüler, die sich radelnd mit ihren Büchern beschäftigten, konnten ihre Lesefähigkeit um 81 Prozent verbessern, während diejenigen, die weniger radelten ihre Leistung nur um 41 Prozent steigerten.

Scott Ertl, der umtriebige Schulleiter aus North Carolina hat auch schon die nächste Idee, um seinen Unterricht physiologisch sinnvoller zu gestalten. Während die Kinder auf den Fahrrädern hauptsächlich lesen, können sie nun für Schreibarbeiten ihre Füße auf einem flexiblen Band trainieren, dem Bouncy Band. Auch dies soll zur Fokussierung der Konzentration und zum Schutz vor äußeren Ablenkungen beitragen.

Eine Topidee, die sich auch jeder selbst basteln kann, indem er ein dickes Gummiseil zwischen den Beinen seines Schreibtisches befestigt. Auch jenseits von Sitzbällen und Hockstühlen kann Ergonomie so einfach sein. Und für alle Büroarbeiter gibt es das praktische Hamsterrad mit eingebautem Schreibtisch.

Was mit den Stühlen passiert, die in den unzähligen Klassenzimmern nun aussortiert werden könnten, ist noch nicht so ganz klar. Stand2Learn schlägt vor, die Hälfte für Schüler mit körperlichen Einschränkungen stehen zu lassen. Die andere Hälfte lässt sich sicherlich an nostalgische Ex-Schüler versteigern, die ihre Wohnung mit ein wenig romantischer Erinnerung an ihre Schulzeit aufpeppen wollen.