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Fotografie

Höhepunkte in schwarz-weiß

Eine Münchner Fotografin porträtiert die Orgasmen von Freunden und Fremden in schwarz-weiß.

Die schwarz-weißen Porträts von jungen Menschen, die beim Orgasmus den Kopf in den Nacken werfen oder verträumt in die Kamera blicken, sind das mutige Debüt der 24-jährigen Fotografin Alina Oswald.

Als erstes Motiv ihrer erotischen Fotoserie wählte sie den Orgasmus einer Freundin, als nächstes fotografierte sie sich selbst beim Höhepunkt. Bald erzählte sie all ihren Freunden von ihrem Projekt, redete mit Leuten auf Parties darüber und sprach sogar Kollegen auf die Fotoreihe an. "Ich redete von nichts anderem mehr", sagt sie gegenüber Creators. Und genau so fand sie auch ihre Modelle. "Sehr viele Leute hatten Interesse an dem Projekt und der Erfahrung, vor der Kamera zum Orgasmus zu kommen."

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Die Fotoreihe Moments entwickelte sich zu einem Schneeballeffekt. Immer mehr junge Frauen und Männer wollten sich von Oswald beim sexuellen Höhepunkt fotografieren lassen. "Das Projekt wurde immer größer. Ich habe meine ganze Energie und Gedankenkraft da rein gesteckt", erklärt die junge Fotografin.

Die Orgasmus-Aufnahmen entstehen bei den Modellen zu Hause. Mit einem Gläschen Wein und etwas Small-Talk lockert sie für gewöhnlich die Stimmung auf, während sie ihre Ausrüstung aufbaut. "Dann müssen die Modelle Hand anlegen", erklärt die Münchner Fotografin. Wie sie das Foto im entscheidenden Moment aufnimmt, macht Oswald von der jeweiligen Situation abhängig. Manchmal bleibt sie im Raum, manchmal verlässt sie das Zimmer und kommt erst zurück, wenn ihr Objekt den Höhepunkt erreicht. Manchmal laden die Leute auch ihre Partner zu den Aufnahmen ein oder schauen sich einen Porno an. "Danach haben wir gelacht und über den Moment geredet, glücklich und dankbar für die Erfahrung", sagt Oswald.

Oswald gehört zu einer neuen Generation von Künstlerinnen, die sich mit erotischer Kunst für alle auseinandersetzen. Mit Moments möchte sie das Gefühl von Sexualität einfangen, das weit über körperliche Anziehungskraft hinaus geht. "Es geht nicht nur um Erotik, sondern auch darum, wie wir selbst der Sexualität begegnen und wie wir mit diesem Thema in der Gesellschaft umgehen", sagt sie. "Ich möchte verdeutlichen, dass Sexualität sich nicht nur auf unsere Körper beschränkt. Dahinter steckt viel mehr, als die Porno-Industrie zeigt."

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Auch wenn Oswald bald mit einem neuen Projekt beginnen wird, ist Moments noch lange nicht abgeschlossen. "Es gibt noch so viele interessante Menschen, die ich gerne fotografieren möchte. Also kann ich jetzt nicht damit aufhören", erklärt sie.

Moments wurde zuerst in Altgiesing in München ausgestellt und wird noch einmal vom 1. - 30. September im Farbenladen München zu sehen sein. Weitere Arbeiten von Alina Oswald findet ihr auf ihrer Website.